20 Jänner 2006

Krieg in der Antarktis, oder: Sushi - nein danke!

Kalter Krieg

Stell dir vor es ist Krieg, und keiner merkt etwas davon. Genau das ist derzeit in der bitteren Kälte der Antarktis der Fall. Umweltschützer kämpfen einen verzweifelten Kampf gegen die japanische Walfangflotte. Der Preis ist hoch: Es geht um den Fortbestand der Meeressäuger und, wie in solchen Fällen meistens, geht es um eine Menge Geld: Wal- und Delfinfleisch gelten in Japan nämlich als Delikatesse, ungeachtet der Tatsache, dass sie aufgrund der Verschmutzung der Weltmeere einen bedenklich hohen Gehalt an Blei aufweisen.
Ungleiche Waffenbrüder
Es sind zwei Umweltschutzorganisationen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, die diesen Kampf auf Seiten der Wale aufgenommen haben: Auf der einen Seite Greenpeace, allseits bekannt aufgrund zahlreicher um Spenden bittender Studenten in Einkaufstraßen, schickt ihre beiden Schiffe Esperanza und Arctic Sunrise ins Gefecht. Auf der anderen Seite die Farley Mowat, die der kaum bekannten Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society gehört. Die vom Greenpeace-Gründer Paul Watson in den siebziger Jahren gegründete Organisation verfolgt die gleichen Ziele wie Greenpeace: Die japanische Flotte soll eine möglichst magere Beute machen.
Die Methoden sind grundverschieden. Während Greenpeace strikt am Prinzip des gewaltlosen Widerstands festhält, kann sich Sea Shepherd damit rühmen, in ihrer 28-jährigen Geschichte insgesamt vierzehn Walfangschiffe gerammt und davon acht versenkt zu haben. Bei diesen "Angriffen" auf Walfänger kam jedoch niemals auch nur ein Mensch zu Schaden.
Wenn der Jäger gejagt wird...
Die japanische Walfangflotte wurde Ende Dezember 2005 von der kleinen Armada der Umweltschützer aufgespürt und trat danach eine beispiellose Flucht über tausende von Seemeilen an. Sie wurden von den drei Schiffen der Umweltschützer verfolgt und mehrmals gestellt. Bei diesen Zusammentreffen entstanden gefährliche Situationen als das japanische "Fabrikschiff" Nisshin Maru die Mannschaft der Farley Mowat durch Kollisionsversuche einzuschüchtern versuchte.
Durch die Flucht vergingen beinahe zwei Wochen, in denen die japanische Flotte keinen Wal töten konnte - die kurze Walfangsaison verspricht einen desaströs schlechten Fang für die Japaner.
Was du erforscht, das musst du töten (und kannst es dann um viel Geld verkaufen)!
Die Japaner bedienen sich einer infamen Lüge, um ihre Walfangaktivitäten zu rechtfertigen. Sie geben vor, die vom Aussterben bedrohten Meeressäuger lediglich zu Forschungszwecken zu töten. Unfreiwillige Komik dieser nebulösen Ausrede: Wenn sie genug Wale töten um zu "forschen", wird es bald keinen Grund geben, das Leben der Meeressäuger zu erforschen. Sie werden dann bereits ausgestorben sein. Abgesehen davon: An toten Walen lässt sich das Sozialverhalten der intelligenten Giganten der Meere bekanntlich schlecht erforschen...
Das Fleisch der getöteten Wale wird - nicht für Forschungszwecke verwendet. Es landet auf den Tellern zahlreicher vermögender Japaner, die sich nicht um die Zukunft unseres Planeten und unseres Ökosystems scheren, solange sie mit einer solch teuren Delikatesse wie Walfleisch ihren Reichtum protzig ihrer Mitmenschen präsentieren können.
Wenn Kriminelle die Feigheit von Politikern ausnutzen
Die japanische Walfangflotte operiert nicht in internationalen Gewässern - dort könnte ihr wohl niemand das blutig-schmutzige Handwerk legen. Das Gebiet, in dem Nippons pervertierte Söhne mordlüstern nach Walen Ausschau halten, gehört völkerrechtlich gesehen zu Australien und ist Teil der Südatlantischen Walschutzzone. Zählt man hinzu, dass Japan einseitig das Walfangmoratorium der Internationalen Walfangkommission verletzt und die Tötung geschützter Arten duldet, sind dies vier Verbrechen die zugleich begangen werden.
Wer jedoch glaubt, Australien würde die Hoheits- und mehrfache Rechtsverletzung innerhalb des eigenen Staatsgebietes unterbinden, irrt gewaltig. Australische Politiker ergehen sich seit Wochen in Anschuldigungen den Umweltschützern gegenüber und drücken angesichts der japanischen Rechtsbrecher quasi vor ihrer Haustüre, gleich beide Augen zu. Der Feigheit der australischen Politik haben es die japanischen Walmörderzu verdanken, dass sie lediglich durch die Umweltschützer behelligt ihrer perversen Profession nachgehen können. Erst am 19. Jänner 2006 konnte sich Australien dazu durchringen, in einer von Brasilien initiierten Protestaktion von siebzehn Ländern auf diplomatischer Ebene gegen den japanischen Walfang Einspruch zu erheben. Die vollständige Liste der - spät aber doch - protestierenden Länder: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Mexiko, Neuseeland, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich.
Diplomatischer Protest schützt aber keinen Wal davor, den japanischen Mördern vor die Harpunen zu laufen. Australien wäre vielmehr dringend aufgerufen, notfalls mit militärischer Unterstützung die Kriminiellen aus ihrem Hoheitsgebiet zu vertreiben. Die bloße Anwesenheit von australischen Kriegsschiffen würde genügen, um die Walfänger zu vertreiben, denn sie flüchteten ja bereits vor drei unbewaffneten Schiffen von Umweltschützern...
Und bis die Japaner ihre perverse Lust auf Walfleisch zügeln: Boykottiert japanische Produkte - Esst kein Sushi mehr!
Mehr dazu auf der Homepage von Sea Shepherd.